Presse – Stiftung Klimaschutz und CO₂‑Kompensation KliK

Wärmeprojekt des Monats

Stetiger Ausbau der CO2-neutralen Wärmeversorgung in Eschenbach

Die Planung und Umsetzung des Fernwär­me­ver­bunds Eschenbach ist ein Erfolgs­bei­spiel. Die Gemeinde im Kanton Luzern trägt das Label Ener­gie­stadt und der Wärme­verbund liefert einen wichtigen Beitrag zur Reduk­tion ihrer CO₂-Emissionen. Er ist etappen­weise ausbaubar, ressour­cen­schonend, ener­gie­ef­fi­zient und wird mit dem CO₂-neutralen Brenn­stoff Holz (Holzschnitzel) betrieben. Die Amstutz Holzenergie AG plante und betreut ihn im Auftrag der EVB Eschenbach AG. Markus Kempf, Leiter Anla­ge­planung, erzählt uns, welche Elemente und Vorge­hens­weisen zum Erfolg dieses Projekts beige­tragen haben.

Seit 2019 ist der Wärme­verbund Eschenbach in Betrieb und versorgt sowohl öffent­liche wie auch private Gebäude der Gemeinde mit Wärme – darunter Schul­häuser, Verwal­tungs­ge­bäude, Wohnge­bäude und Gewer­be­ge­bäude. Um dabei das ökono­mische und ökolo­gische Maximum heraus­zu­holen, wurde der Ener­gie­verbund EVB Eschenbach AG gegründet.Die Verpflichtung zur Nachhal­tigkeit zeigt sich auch am Gebäude der Heizzen­trale. Es ist aus Schweizer Fichtenholz gebaut, das Dach begrünt und mit einer Photo­vol­ta­ik­an­lage ausge­stattet. Das Gebäude wurde ausserdem so geplant, dass noch genügend Platz für weitere Ausbau­etappen vorhanden ist.

 

Fragen an Markus Kempf

1. Viele Vorstu­dien über Wärme­ver­bünde bleiben in der Schub­lade. Was hat dazu geführt, dass in Eschenbach drei Jahre später die Heizzen­trale bereits in Betrieb gegangen ist?

Kempf: Der Zeitpunkt zur Umsetzung war schlichtweg ideal. Viele Gebäude, welche sich im defi­nierten Peri­meter befinden, standen kurz davor, ihre alte Ölheizung zu ersetzen. Dazu kam noch, dass die Gemeinde Eschenbach hinter dem Projekt steht und ihre eigenen Liegen­schaften, welche zu den grössten Abnehmern gehören, bereits im Grund­ausbau an das Fernwär­menetz ange­schlossen hat. Zusätzlich ist es für ein Wärme­ver­bund­projekt wichtig, dass die Planungs­phasen möglichst kurz gehalten werden, damit die poten­zi­ellen Wärme­kunden nicht jahrelang im Unge­wissen bleiben, ob das Projekt reali­siert wird oder nicht.

2. Eine Heraus­for­derung bei der Planung ist die schlechte Vorher­seh­barkeit der effek­tiven Anschlüsse. Welchen Einfluss haben diese Unsi­cher­heiten auf die Dimen­sio­nierung des Wärme­ver­bundes?

Kempf: Eine zu gross dimen­sio­nierte Anlage bedingt grosse Inve­sti­tionen und führt zu höheren Betriebs­kosten, was wiederum die Wirtschaft­lichkeit einer Anlage negativ beein­flusst. Eine zu klein dimen­sio­nierte Anlage bietet keine Möglichkeit, weitere Wärme­kunden an das Fernwär­menetz anzu­schliessen. Die Aufgabe des Projek­tie­rungs­teams ist es, die Bedürf­nisse des Kunden zu eruieren, auf ihn zuge­schnit­tene Möglich­keiten aufzu­zeigen und eine geeig­nete Etappierung der Wärme­er­zeu­gungs­an­lage vorzu­schlagen. Somit kann eine sowohl ökono­mische wie auch ökolo­gische und nachhal­tige Lösung umge­setzt werden.

EVB Eschenbach, Gebäude

(Die EVB Eschenbach AG wurde für die Umsetzung des Wärmeverbunds Eschenbach gegründet. Bild: Amstutz Holzenergie AG)

3. Der Wärme­verbund Eschenbach wird das ganze Jahr betrieben. Welche techni­schen Lösungen haben Sie gewählt, damit die Anlage trotz tiefem Verbrauch im Sommer optimal läuft?

Kempf: Im Sommer, wenn wenig Energie bezogen wird, sind die Verluste im Fernwär­menetz und in der Heizzen­trale relativ gross. Um dem entge­gen­zu­wirken, haben wir soge­nannte Zwangs­la­dungen der Brauch­warm­was­ser­boiler bei den Wärme­kunden einge­führt. Dadurch wird einmal pro Tag das Fernwär­menetz hochge­fahren und alle Brauch­warm­was­ser­boiler sowie der Speicher in der Heizzen­trale werden durch­ge­laden. Der Holzschnit­zel­kessel, der eine auto­ma­tische Zündung besitzt, wird dadurch nur jeden zweiten Tag einge­schaltet. Ebenfalls werden die Fernlei­tungs­pumpen nur dann einge­schaltet, wenn die Boiler geladen werden.

4. Wie kann der Betrieb eines Wärme­ver­bundes opti­miert werden?

Kempf: Geringe Betriebs­kosten beginnen bei der Planung. Wir von der Amstutz Holzenergie AG verfügen über eine eigene Wartungs- und Unter­halts­ab­teilung. Durch den engen Wissens- und Erfah­rungs­aus­tausch mit der Projek­tie­rungs­ab­teilung fliessen bereits während der Planungs­phasen wichtige Inputs für einen effi­zi­enten und möglichst störungs­freien Betrieb ein. Zusätzlich ist es wichtig, dass auch die Wärme­kunden ihr Heizsystem den neuen Verhält­nissen anpassen. Der Planer ist auch hier eine wichtige Schlüs­sel­person, um dem Wärme­kunden aufzu­zeigen, wie das Haussystem ange­passt werden sollte.

5. Die Firma Amstutz Holzenergie AG hat eine inno­va­tive Lösung für die Asche­ent­sorgung entwickelt. Können Sie uns mehr dazu sagen?

Kempf: Die Firma Amstutz Holzenergie AG plant und betreibt Wärme­ver­bünde, liefert Holzschnitzel und entsorgt die Holzasche. Damit die Asche­ent­sorgung ebenfalls sauber und staubfrei erfolgen kann, haben wir einen soge­nannten Asche­sy­stem­be­hälter (kurz ASB) entwickelt. Dieser wird in der Heizzen­trale neben den Holzkessel gestellt oder in einer Vertiefung versenkt einge­bracht. Alle anfal­lenden Asche­typen ‒ von der Rostasche bis zur Elektro­fil­te­r­asche ‒ fallen in den Container und werden durch einen Aschensauger von unserer Firma abge­saugt und auf der Deponie staubfrei entsorgt. Die ASB können modul­weise erweitert und je nach Bedarf den gege­benen Bedin­gungen ange­passt werden.

Video zum Ascheentsorgungssystem von Amstutz Holzenergie AG

Das Ergebnis

Der Wärme­verbund Eschenbach wird vom Ener­gie­verbund EVB Eschenbach AG betrieben, welcher zu diesem Zweck gegründet wurde. Als Wärme­quelle dienen Holzschnitzel, mit denen der Wärme­verbund jährlich ca. 2’600 MWh liefert. Im Endausbau soll dies auf bis zu 10’200 MWh pro Jahr gesteigert werden. Zu den Bezügern gehören unter anderem Schul­häuser, Verwal­tungs­ge­bäude, Wohnge­bäude und Gewer­be­ge­bäude. Durch die CO₂-neutrale Ener­gie­quelle werden bis 2030 voraus­sichtlich gut 14’000 Tonnen CO₂ vermieden.

Erscheinung: 30. September 2021, Stiftung Klimaschutz und CO₂‑Kompensation KliK
Hier gehts zum Artikel: www.klik.ch

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